Miramar by Nagib Machfus

Miramar by Nagib Machfus

Author:Nagib Machfus [Machfus, Nagib]
Language: deu
Format: epub
Publisher: Unions-Verlag
Published: 1989-01-01T00:00:00+00:00


Der Wind peitscht den Regen gegen die Fenster. Das Brüllen der Wogen wühlt mich auf bis ins Innerste. Ich merke nicht, daß Zuchra eingetreten ist, bis sie das Tablett mit dem Tee auf den Tisch vor mich hinstellt. Froh begrüße ich sie, denn ich hoffe, sie wird mich aus meinen düsteren Gedanken reißen. Wir lächeln uns gegenseitig zu. Ich biete ihr ein Stückchen Kuchen an und sage lachend: »Da hast du nun schon dem zweiten Verehrer einen Korb gegeben!«

Sie schaut mich unsicher an, und ich fahre fort: »Willst du meine Meinung wissen, Zuchra? Ich finde Machmud besser als Sarhan!«

»Weil Sie ihn nicht kennen!« fällt sie mir ins Wort.

»Und du, kennst du denn den anderen so, wie es sein müßte?«

»Niemand will mir glauben, daß ich eine ebenbürtige Partnerin für ihn bin!« entgegnet sie heftig.

»Sag das denen, die nicht deine Freunde sind!«

»Machmud macht keinen Unterschied zwischen einer Frau und einer Sandale!«

Ich muß lachen, und sie erzählt mir eine Geschichte über sein Verhalten und seine Ansichten.

»Du bist doch aber gewitzt genug, ihm darauf die richtige Antwort zu verpassen!« rede ich ihr gut zu. Aber sie liebt nun einmal Sarhan und wird ihn lieben, bis er sie heiratet oder im Stich läßt.

»Zuchra, ich respektiere deine Meinung und alles, was du tust. Im übrigen würde ich dir wirklich gern bald zur Verlobung gratulieren.«

Ich habe dringende und eilige Angelegenheiten zu erledigen und fahre deswegen diesmal nicht nach Kairo. Durrejja ruft mich an, damit ich sie in ihrer verzehrenden Einsamkeit tröste.

Als wir uns in der Woche darauf treffen, sagt sie nervös: »Jetzt ist die Reihe an mir, dir hinterherzulaufen.«

Nachdem wir uns in ein Chambre separee im Florida zurückgezogen haben, küsse ich ihr die Hand. Ich erkläre ihr, warum ich sie in der vorhergehenden Woche nicht habe besuchen können. Sie ist unruhig, nervös und raucht stark. Mir geht es nicht viel besser.

»Ich habe mich in der Arbeit vergraben«, erkläre ich ihr, »aber ohne daß ich es wollte, sind meine Gedanken abgeschweift, und eine unbekannte Stimme hat mir zugeflüstert, daß ich in meiner Arbeit etwas falsch gemacht oder daß ich irgend etwas Wichtiges anzuordnen versäumt hätte. Und oft entdecke ich, daß ich Wesentliches in der Pension oder im Büro habe liegenlassen.«

»Aber ich bin so einsam«, klagt sie, »und halte das Alleinsein einfach nicht mehr aus.«

»Wir lassen uns wie von einem Strudel hierhin und dorthin ziehen und tun nichts, um unsere Probleme zu lösen!«

»Und was sollten wir tun?«

Ich denke kurz nach und versuche, nur der Logik zu gehorchen. Aber welcher Logik? Für jemanden, den seine Gefühle überwältigen, existiert die Logik nicht mehr. Es ist fast so, als suche ich nach neuen Herausforderungen. »Wenn wir unseren Verstand fragen würden«, antworte ich, »so würde er uns sagen, daß wir uns entweder trennen sollten oder aber du die Scheidung verlangen müßtest. «

Ihre grauen Augen weiten sich vor Erschrecken, vielleicht eher, weil sie derselben Ansicht ist, als weil sie die Scheidung nicht will.

»Die Scheidung!«

»Dann könnten wir doch ein neues Leben beginnen«, sage ich ruhig.

»Aber das wäre unerhört!«

»Es wäre nur natürlich, und was mich angeht .



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